Pädagogisches Grundverständnis

Leitlinie des pädagogischen Handelns ist die Akzeptanz der Situation, in der sich der Jugendliche bei Projektbeginn befindet, ob er auf der Straße oder/und von Prostitution lebt, Straftaten begangen hat, sich in Haft befindet oder im Umfeld seiner Familiensituation betreut werden möchte.

Auf diesem Grundgedanken basiert mein Verständnis, dem Jugendlichen nicht ein von mir formuliertes Ziel pädagogischer Arbeit überzustülpen sondern zu überprüfen, was der Jugendliche von mir als seiner Betreuungsperson möchte und welche Perspektiven und Ziele er für sich sieht. Dies können im Anfang recht niedrigschwellige Bedürfnisse nach eventueller medizinischer Versorgung, Sicherstellung einer angemessenen Lebensqualität hinsichtlich Ernährung und Wohnraum sein. Dies kann auch den Wunsch nach Erarbeitung von Perspektiven wie Erlangung eines Schulabschlusses oder einer beruflichen Qualifikation beinhalten.

Grundgedanke der pädagogischen Arbeit ist also die Lebenswelt des Jugendlichen und nicht meine Vorstellung, wie ein Jugendlicher sein Leben nach klassischen gesellschaftlichen Normvorstellungen gestalten sollte. Dies schließt also auch eine Akzeptanz seiner eventuellen Drogenproblematik, seines Lebens innerhalb der Straßenszene mit eventuellen Zusammenhängen zu Prostitution etc. ein.

Dies beinhaltet auch, in weiteren Schritten dem Jugendlichen Angebote und Perspektiven aufzuzeigen, die aus meiner Sicht heraus hilfreich für seinen Lebensweg sein könnten und ihn auf diesem Weg zu begleiten, unwichtig ob der Jugendliche sich zwischenzeitlich der Maßnahme und meinem Beziehungsangebot wieder entziehen sollte. In solchen Situationen erscheint es mir besonders wichtig, dem Jugendlichen weiterhin ein Beziehungsangebot zu machen, um sein meist verloren gegangenes Vertrauen in die Erwachsenen aufzubauen und zu festigen.